Führungsqualität
Der Dress-Code legte einen Hosenanzug oder ein streng geschnittenes Kostüm vor, das war ihr bekannt. Sie wählte ein Kleid aus fließendem Stoff, in einer Farbe, die ihr gut zu Gesicht stand. Man musterte sie kritisch, alle waren dunkelblau oder schwarz gewandet, höchstens die Krawatte gab noch einen Farbtupfer ab. Nach einer Einführung ins Thema kam sie zum Kern ihres Vortrags:
„Es geht nicht um weibliche oder männliche Führung – es geht um innere Führung.
Frauen müssen sich nicht als Männer verkleiden, um in Führungspositionen ihre Frau zu stehen und gleichermaßen brauchen Männer nicht ihre männlichen Eigenschaften verstecken, um ihre gefühlvolle Seite zu zeigen.
Es geht darum, zu verstehen, was durch die gesellschaftliche Konditionierung mit jedem einzelnen von uns geschehen ist. Wir sind alle, Frau und Mann, zu gleichen Teilen ausgestattet mit den wunderbaren weiblichen und männlichen Qualitäten in ihrer Ursprünglichkeit. Durch Unterdrückung und Abspaltung vom Herzzentrum sind sie ins Gegenteil verkehrt mit schwerwiegenden Auswirkungen für das Leben von uns allen hier.
Die Zeit ist reif, dass der maskuline Verstand, von tieferer Ebene beseelt, wirkt. Die feminine Kraft muss sich wieder in ihren ureigenen Qualitäten zeigen, ganz wesentlich als Hingabe an die Intuition. Dann kommt etwas anderes in die Welt – statt Krieg und Zerstörung, ein ausgewogenes liebevolles Miteinander, – statt Rückzug und Resignation, Fürsorglichkeit und Mitgefühl, – statt Härte und Rücksichtslosigkeit, Feingefühl und Wertschätzung.
Wir schauen uns diese ins Gegenteil verkehrten Eigenschaften bei uns selbst nicht so gerne an und nehmen sie statt dessen bei anderen wahr. Im Außen lehnen wir sie ab wie auch in uns selbst. Wir versuchen, sie zu ignorieren, nur das funktioniert nicht. Energie lässt sich nicht unterdrücken.
Durch das Einfühlen in uns selbst erfahren wir ein Verständnis dafür, warum wir uns auf diese Weise schützen wollten, in unserer Kindheit schützen mussten. So gelangen wir zu einem Verständnis und Mitgefühl auch für andere. Die Zukunft muss sein, dass Frauen und Männer sich wieder an ihre innewohnende Schatzkammer erinnern und den Mut haben, authentisch zu sein. Frauen und Männer, die beide Seiten in sich integriert haben und ihre Sanftheit aus einer inneren Sicherheit und Stärke heraus leben, sind die Zukunftsvision. Es geht um die Versöhnung der Gegensätze in uns.
Eine große Verantwortung liegt bei den Frauen, dieser inneren Führung treu zu bleiben und diese nach außen für nicht verhandelbar zu erklären.
In der Verantwortung der Männer liegt es, diese innere Verbundenheit in sich und anderen als Basis ihres Handelns zuzulassen, wertzuschätzen, zu unterstützen und zu schützen.
Es braucht Mut zu sich selbst, die femininen Qualitäten sichtbar zu machen und sich nicht mehr hinter einem Verstandesdenken zu verstecken, das aus einem Bewusstsein der Trennung handelt.
Um die Prägungen und Muster abzutragen, die uns den Zugang zu unserer inneren Stimme und dem in uns angelegten Potential verwehren, brauchen wir die Qualitäten unseres Herzzentrums:
Wertschätzung – Demut – Wagemut – Mitgefühl – Verständnis – Vergebung
Eva-Maria Zander